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Wie die Anthroposophie in Deutschland unser Mindset und unser kollektives Handeln prägt

Ich möchte heute meine Gedanken zu einem Thema mit euch teilen, das nun mehrere Jahre in mir gearbeitet hat. Es soll darum gehen, wie die Anthroposophie in Deutschland (bzw. im DACH Raum) unser kollektives Handeln prägt. Und gleichzeitig kann ich euch nicht einen einzigen guten Artikel oder Podcast empfehlen, der Anthroposophie kritisch behandelt, ohne pauschal […]

Anthroposophie Deutschland

Ich möchte heute meine Gedanken zu einem Thema mit euch teilen, das nun mehrere Jahre in mir gearbeitet hat. Es soll darum gehen, wie die Anthroposophie in Deutschland (bzw. im DACH Raum) unser kollektives Handeln prägt. Und gleichzeitig kann ich euch nicht einen einzigen guten Artikel oder Podcast empfehlen, der Anthroposophie kritisch behandelt, ohne pauschal das Thema Spiritualität zu bashen. Es scheint aus irgendwelchen Gründen nicht möglich zu sein, die Anthroposophie zu kritisieren, ohne sich selbst allwissend über „die Esos“ zu stellen.

Einzig und alleine der Instagram Kanal von Lea setzt sich kritisch mit dieser ganzen Dynamik auseinander, ohne sich pauschal über das Thema Spiritualität zu erheben. Falls ihr außer Lea noch Folge- Hör- oder Leseempfehlungen habt, lasst sie mir gerne zukommen!

Dieses „sich allwissend über die Esos erheben“ hatte ich ja hier schon mal thematisiert. Und warum ich das genauso problematisch finde, wie die kritisierten Dynamiken selbst. Aber kommen wir zum Thema!

Ich muss an dieser Stelle einräumen, dass ich selbst in der Vergangenheit nur so semi-kritisch war, was das Thema Anthroposophie angeht. Mir war auf der einen Seite zwar durchaus bewusst, wie problematisch die Inhalte Steiners hier und da sind. Aber gleichzeitig machte ich auch zweimal überaus positive Erfahrungen in einer anthroposophischen Klinik, wo eben nicht nur mein physischer Körper im Fokus stand. Und da ich während meiner Physio Ausbildung durch sämtliche Fachrichtungen aller möglichen Kliniken tingelte, kann ich mit Sicherheit behaupten, dass das nicht die Regel ist. Und dass es unendlich gut tut, wenn man in einer ohnehin schon sehr fragilen Situation nicht auf seine physische Hülle reduziert wird.

Ich blogge seit 2012 und habe von Anfang an immer wieder auch kritische Artikel zur spirituellen Szene veröffentlicht. Mir war lange Zeit nicht bewusst, wo die Wurzel des Problems liegt. Erst durch meine zahlreichen Aufenthalte in Griechenland während der Pandemie wurde mir immer klarer, dass es ein Problem ist, das im deutschsprachigen Raum besonders fest verankert ist.

Es scheint hierzulande ein kollektives Übereinkommen zu geben, dass „Esoterik“ Humbug ist. Und zu „Esoterik“ gehört alles, was man nicht mit den eigenen Augen sehen oder mit den eigenen Händen anfassen kann. Man wähnt sich im Team Wissenschaft, feiert aber irgendwie dennoch kollektiv die unbefleckte Empfängnis einer Jungfrau und handelt, die Pandemie betreffend, alles andere als wissenschaftlich.

Denn da zirkuliert ja nach wie vor dieses Virus der Risikogruppe 3 und macht immer mehr Menschen chronisch krank. Man könnte jetzt sagen: Naja, der Mensch ist einfach eine bräsige Gattung, die Veränderung scheut. Und dass wir deshalb den ganzen Bums einfach ausblenden und hart dissoziieren. Aber die Dynamik, die ich in Deutschland erlebe, geht über das Ausblenden hinaus.

Hier kommen die Unterschiede ins Spiel, die ich im Vergleich zu Griechenland wahrgenommen habe. Denn während in Griechenland viele Menschen selbst schnell eine Maske aufsetzen, wenn sie sehen, dass das Gegenüber eine trägt, wird man hierzulande mit verächtlichen Blicken bedacht, nicht selten angepöbelt und gelegentlich auch aggressiv angehustet oder bespuckt. Ich kann euch an dieser Stelle als Mensch, der weiterhin auf Infektionsschutz setzt versichern, dass man in Geschäften unfreundlicher behandelt wird. Häufig werde ich weder begrüßt, noch verabschiedet. Stattdessen werde ich abfällig gemustert. Menschen, die versuchen, sich weiterhin zu schützen, werden sogar bei Arztbesuchen aufgefordert, die Maske abzunehmen. Aber ja, wir sind alle so aufgeklärt und spielen safe im Team Wissenschaft.

Diese Verachtung und diese Aggressionen habe ich in Griechenland kein einziges Mal erlebt. Und Menschen, die ich persönlich kenne, haben mir versichert, dass es in Spanien und Portugal genauso ist. Was haben wir da für ein Gedankengut auf unserer Festplatte? Was liegt hinter dieser menschenverachtenden Haltung?

Diese Vehemenz, diese Aggressionen und diese Verachtung haben nichts zu tun mit „Kopf in den Sand stecken“. Die gehen weiter. Und genau hier kommt das Mindset ins Spiel, das dem Ganzen zugrunde liegt. In meinen Artikel Inklusion, Ableismus und das Patriarchat bin ich schon mal tiefer in diese Thematik eingestiegen. Klickt euch gerne nochmal rüber für noch mehr Wohlfühl Content rund um Eugenik, Nazis und den Kapitalismus! Denn es ist nicht normal, dass man denkt, Krankheiten durchleben zu müssen, um gesund zu sein. Es ist im Kern menschenverachtend, all‘ diejenigen auszulachen und zu verhöhnen, die unser Pandemie Management mit Long COVID und ME/CFS aus dem Leben geschossen hat. Sie als psychisch krank zu labeln und ihnen zu unterstellen, sie wären einfach nicht hart genug im Nehmen.

Denn das ist die Wurzel der ganzen Scheisse. Survival of the fittest. Gesundheit durch Krankheit. Masern Partys hier, gefälschte Impfzertifikate da. Abhärtung. Aussortieren.

Es ist nicht verwunderlich, dass das Märchen der Immunschuld im deutschsprachigen Raum auf besonders fruchtbaren Boden fiel. Die Anthroposophie hat ihn perfekt vorbereitet. Wären wir kollektiv wirklich so wissenschaftsaffin unterwegs, wie wir es uns gerne einreden, dann hätten wir längst ein Lufthygienegesetz und wären nicht damit beschäftigt, all‘ die Long COVID und ME/CFS Opfer der Pandemie für ihre bloße Existenz zu blamen. Denn ja, sie stören. Weil sie uns irgendwie vor Augen führen, dass wir vielleicht doch nicht ganz so evidenzbasiert unterwegs sind, wie wir tun. Was ein Glück, dass diese Menschen so erschöpft sind und nicht die Kapazitäten haben, einfach alles anzuzünden.

Wenn man sich diese verschwurbelten Widersprüche mal vor Augen führt, kann das sehr überfordernd sein. Aber das muss es nicht. Denn nur weil man es für möglich hält, dass wir mehr sind als ein wilder Mix aus Knochen, Muskeln und Organen, der von 10kg Haut zusammengehalten wird, ist man nicht automatisch „Esoteriker*in“. In meiner Welt schließen sich die Existenz eines Bewusstseins, das nichts mit diesem Körper zu tun hat, und Impfungen kein bisschen gegenseitig aus. Warum sollten die nahezu durchweg einheitlichen Erzählungen von Nahtoderfahrungen nicht stimmen? Fakt ist: Wir wissen es nicht.

Und nur weil uns das Angst macht, müssen wir es nicht als Esoterik labeln und in der Bullshit Schublade verstauen. Nicht alles, was unsere Kapazitäten sprengt, ist unwahr. Ein wissenschaftlicher Ansatz wäre, sich allem, was wir (noch) nicht wissen, mit einer offenen und neugierigen Haltung zu nähern.

Aber davon sind wir meilenweit entfernt, wenn man bedenkt, dass wir ja nicht mal in der Lage sind, unser Handeln an den wissenschaftlich gesicherten Erkenntnissen auszurichten, die uns bereits vorliegen. Manchmal denke ich, dass wir einfach in der Entwicklung unserer Spezies noch nicht sonderlich weit fortgeschritten sind.

Vielleicht haben wir uns aber auch einfach nur in dieses Menschenkostüm gezwängt, um auf diesem Bootcamp Planeten ganz besonders extreme Erfahrungen zu machen. Und vielleicht sind Menschen, die das alles genauso hart verstört wie mich, am Ende auch einfach nur im Sonnensystem verrutscht. Solange mir niemand das Gegenteil beweist, halte ich beides für möglich.