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Das Aufbäumen des Erdzeitalters – ein gesellschaftspolitisches Astro Update

Achtung: Dieser Artikel kombiniert zwei Felder, die gemeinhin eher nicht vermischt werden. Es gibt in unserer Gesellschaft auf der einen Seite viele sehr rational ausgerichtete Menschen, die medial auf dem Laufenden sind und auf der anderen Seite eine Gruppe an Menschen, die sich medial schon lange disconnected hat und in der Astrologie nach Antworten sucht. […]

Das Aufbäumen des Erdzeitalters

Achtung: Dieser Artikel kombiniert zwei Felder, die gemeinhin eher nicht vermischt werden. Es gibt in unserer Gesellschaft auf der einen Seite viele sehr rational ausgerichtete Menschen, die medial auf dem Laufenden sind und auf der anderen Seite eine Gruppe an Menschen, die sich medial schon lange disconnected hat und in der Astrologie nach Antworten sucht.

Ich bin ein politischer Mensch und empfinde die Sprache „Astrologie“ auch in diesem Kontext als sehr stimmig. Dass die Astrologie dieser Zeit primär (noch) im esoterischen Kontext verortet ist, macht sie nicht mehr zu einer Philosophie und weniger zu einer Sprache. Daher finde ich die Frage „Glaubst Du an Astrologie“ ähnlich absurd, als würde mich jemand fragen, ob ich an Englisch oder Spanisch glaube. Was ich damit einfach nur sagen will: Die beiden Felder schließen sich in meiner Welt nicht aus. Ganz im Gegenteil.

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema, um das es hier heute gehen soll, denn im Dezember vergangenen Jahres haben zwei nicht ganz unwichtige Planeten mehr oder weniger Hand in Hand den Steinbock verlassen und sich gemeinsam in den Wassermann bewegt. Die meisten Astrologen sind sich einig, dass dieser planetarische Move das Luftzeitalter eingeläutet hat. (Der Steinbock ist ein Erdzeichen und der Wassermann ein Luftzeichen.) Ich hatte das ja Anfang des Jahres schon mal ausführlicher thematisiert.

Damals schrieb ich: „Daher gehe ich persönlich keineswegs davon aus, dass mit dem Datumswechsel zum 1. Januar nun plötzlich alles wieder fluffig und gemütlich wird. Denn Wandel geht nie gemütlich von statten und das Luftzeitalter fordert jede:n Einzelne:n von uns nun dazu auf, unseren Arsch zu bewegen.“

Nun dürften sich viele von euch fragen, wo es denn nun bitte bleibt, dieses Luftzeitalter, in dem alles besser und leichter wird. Um diese Frage zu beantworten, müssen wir uns das Erdzeitalter nochmal genauer anschauen. Im Erdzeitalter geht es um den Kapitalismus, um das Haben und Besitzen. Um tiefe Hierarchien, religiöse Traditionen und die Unterdrückung von Minderheiten. In diesen rigiden Strukturen profitieren einige wenige von der Ausbeutung vieler. Es war und ist ein zutiefst patriarchales System.

Seit 2018 befindet sich Uranus im Stier. Uranus ist der Herrscher des Wassermanns und zuständig für Revolutionen, Unruhe, Aufbrüche und Veränderung. Der Stier steht für unsere Werte und ist Veränderung gegenüber nicht sehr aufgeschlossen. Uranus ist im Stier also eher mit der Brechstange unterwegs als in beweglicheren Zeichen, die der Veränderung offener gegenüber stehen. Uranus sorgt im Stier noch bis 2026 für eine ganz grundlegende Werte Revolution. Aber ganz losgelöst davon ist nun vor einer Woche die Sonne auch noch mit dazu gestoßen und wenn die Sonne irgendwo dazu kommt, werden die Dinge sichtbarer.

Ich weiss nicht, wie es euch in den vergangenen 7 Tagen ergangen ist, aber mich hat es sehr mitgenommen, nochmal ganz klar vor Augen geführt zu bekommen, wie viele sich an vermeintlichen Sicherheiten aus dem Erdzeitalter festkrallen und sich auch an alten Verhaltensweisen bedienen.

Wo alte Strukturen aufgebrochen werden, bäumt das System sich auf. All‘ denjenigen, denen es nun an die Eier (bzw. in ein paar seltenen Fällen auch an die Eierstöcke) geht, drehen nun also nochmal richtig auf. Weil sie ihre Felle davon schwimmen sehen. Von den Korruptionsskandalen der Union über den Hahnenkampf Söder/Laschet während des Peaks der dritten Welle und die Gendersternchen Affigkeiten von Merz bis hin zur globalen Impfstoffverteilung. Aber wir müssen uns nicht mal raus zoomen. Ich habe in der vergangenen Woche einen Post auf meiner privaten Facebook Page geteilt, in dem ich mein Unverständnis über den Fight um die eigene Vakzindosis teilte. Denn ich beobachtete in den letzten Wochen sehr stark, wie hart getrickst wird und wie die eigenen Connections wie von Zauberhand dafür sorgen, dass auch junge und gesunde Menschen fernab von Prio 2 oder 3 bereits geimpft sind.

Ich ging in meiner grenzenlosen Naivität davon aus, dass meine solidarische Grundhaltung bezüglich der Impfstoffverteilung doch nachvollziehbar sein müsse!? Aber stattdessen wurde mir Impfneid unterstellt, man müsse auch mal „gönnen können“ und ich wurde mit handfesten Tipps versorgt, wie auch ich mir die eigene Dosis klarmachen könne. Da ich weder meinen ursprünglichen Beruf (Physiotherapeutin) „nutzen“ werde, noch drölfzigtausend Praxen abtelefonieren und mich auf möglichst viele Listen setzen lassen werde, um mir meine eigene Dosis „zu sichern“, wird es wohl noch ein Weilchen dauern bis ich selbst geimpft bin.

Und ich merke, wie sehr mir diese unsolidarische Ellbogengesellschaft in dieser Zeit zu schaffen macht, in der sich jede:r selbst der/die nächste ist. Mein Schütze Aszendent träumt täglich von Reisen vergangener Zeiten in Länder, in denen das „Wir“ mehr zählt als „ICH, ICH, ICH“.

Durch das Date von Sonne und Uranus im Stier zeigt sich in dem aktuellen Verteilungskampf um den Impfstoff nochmal schön, wie das patriarchale und kapitalistische Erdzeitalter uns noch im Schwitzkasten hat. Anstatt eine Niedriginzidenz-Strategie anzustreben, die die Gesellschaft nicht auf eine solch‘ brutale Art und Weise spalten würde, befinden wir uns unentwegt im Wettstreit. (Und im Wahlkampf.) Der nächste Lockerungs-Wettbewerb unter den Ländern scheint eröffnet. Diese „Strategie“ ist die denkbar unsolidarischste. Aber um Solidarität ging es im Erdzeitalter nie. Die Kapazitätsgrenze unserer Intensivstationen gibt seit 15 Monaten vor, wie viele Tote wir zu opfern bereit sind. Und das sind in Summe mittlerweile fast 85.000 Menschen. Ungeheuerlich.

Ich weiss nicht, wie es euch geht, aber für mich ist dieses Aufbäumen des Erdzeitalters gerade nur sehr schwer auszuhalten. Und dennoch bemerke ich, wie sich etwas ändert. Plötzlich zieht es Diskussionen nach sich, wenn Melanie Brinkmann als Frau bei Lanz von den alten weißen Herren des politischen Geschehens wie selbstverständlich unterbrochen wird. In diesem ganzen aktuellen Chaos, das vor Ungerechtigkeit nur so strotzt, tritt plötzlich Robert Habeck wie selbstverständlich einen Schritt zurück und Annalena Baerbock nach vorne. In solchen Situationen, in denen das Luftzeitalter sich zeigt, muss ich mir immer wieder vor Augen führen, dass die alten Strukturen sich einfach nur weigern, ihre Privilegien loszulassen.

Es sind diese Momente, in denen die Klimaklage von Fridays for Future unerwartet vor dem Bundesverfassungsgericht gewinnt oder wenn ich in den Nachrichten sehe, dass vereinzelt jetzt doch Busse mit Impfstoff in sozial benachteiligte Wohngebiete fahren. Dorthin, wo der Impfstoff (neben Steuerberater-Kanzleien) am dringendsten gebraucht wird.

Wir sehen schon jetzt, dass die „Strategien“ aus dem Erdzeitalter im Luftzeitalter nicht mehr richtig greifen. Viele asiatische Länder dealen mit der Pandemie im Sinne des Wassermanns. (Der Wassermann steht unter anderem für das Kollektiv und für die Digitalisierung). Konkret wird hierbei zumeist eine Niedriginzidenz-Strategie (=die solidarischste überhaupt, weil am wenigsten Todesfälle) mit dem Einsatz digitaler Nachverfolgung und Datenübertragung kombiniert. Dieser Mix sorgt dort in den meisten Ländern dafür, dass die Menschen wieder ein nahezu normales Leben führen können. Hierzulande hingegen hat der Steinbock mit seinen festen Regeln, Gesetzen und Verboten uns noch fest im Griff. Das fängt bei der Ausgangssperre an und hört bei den starren Hierarchien in Konzernen auf, in denen Arbeitgeber ihre Arbeitnehmer:innen zur Präsenz zwingen.

Falls ihr zu den Hippies gehört, denen das alles seit einer Woche noch stärker zu schaffen macht als sonst: I feel you. Da die Sonne ja weiterzieht, wird sich das alles wieder etwas beruhigen. Aber nichts desto trotz dürfte dieser Übergang vom Erdzeitalter in eine luftigere Epoche, in der die Prioritäten gänzlich andere sind, noch eine Weile andauern.

Ich bin jedoch fest davon überzeugt, dass es sich lohnt, durchzuhalten!

Jenny


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