< zurück zum Blog

Wer „die Mondin“ sagt, muss auch „der Sonne“ sagen – die Gender Debatte im Luftzeitalter

Um ehrlich zu sein, wollte ich schon lange einen Artikel zum Thema männlich/weiblich im astrologischen Kontext und die Gender Debatte im Luftzeitalter schreiben. Als ich mir kürzlich Elke Heidenreichs verbalen Durchfall bei Lanz anhörte, habe ich das Thema im Redaktionsplan dann aber ganz nach oben geschoben. (Wer starke Nerven hat, kann sich das komplette Drama […]

Die Gender Debatte im Luftzeitalter

Um ehrlich zu sein, wollte ich schon lange einen Artikel zum Thema männlich/weiblich im astrologischen Kontext und die Gender Debatte im Luftzeitalter schreiben. Als ich mir kürzlich Elke Heidenreichs verbalen Durchfall bei Lanz anhörte, habe ich das Thema im Redaktionsplan dann aber ganz nach oben geschoben. (Wer starke Nerven hat, kann sich das komplette Drama ja in der Mediathek reinziehen.)

Wir befinden uns 2021 in einem Jahr des großen Umbruchs, der sich unter anderem in drei Saturn/Uranus Quadraten zeigt. Wir kommen aus einer 200-jährigen Zeit, die vom Element „Erde“ dominiert wurde und sliden nun langsam, aber sicher ins Luftzeitalter. Diese Übergänge sind fließend und passieren nicht auf Knopfdruck. Und während dieser fließenden Zeit kann man ganz gut beobachten, wie festgefahrene Strukturen sich aufweichen und die Dinge sich langsam verändern. Daher würde ich vorschlagen, dass wir diesbezüglich heute mal den Fokus auf das Thema „Gender(n)“ richten.

Ich gebe zu, der gewählte Titel ist ein Stück weit provokant, aber dass seit ein paar Jahren viele Menschen „die Mondin“ schreiben, gleichzeitig aber nicht „der Sonne“, gehört meiner Meinung nach eben auch zu diesem ganzen „Gender Drama“ mit dazu, das den einen oder die andere von uns bereits während des Wahlkampfes den letzten Nerv gekostet hat.

Aber zurück zur Astrologie, denn genau mit diesem Thema hat die Astrologie mich vor vielen Jahren von sich überzeugt. Als ich zum ersten Mal meinen eigenen Radix sah und erklärt bekam, dass die männliche Polarität mein Horoskop dominiert, konnte ich plötzlich Erfahrungen verstehen, die sich über Jahre(!) immer und immer wieder in meinem Leben wiederholten.

In der Astrologie reden wir von Polaritäten, nicht von Geschlechtern. Am besten lässt sich das vermutlich mit „Yin“ und „Yang“ übersetzen.

Man kann an einem Horoskop also Yin- und Yang Energien ablesen, ohne Menschen in irgendwelche Schubladen zu packen, die das Erdzeitalter für Geschlechter-Stereotypien für uns bereit hielt.

Mein eigenes Horoskop ist sehr luft- und feuerlastig, aus astrologischer Sicht beides Yang Elemente. Ich hatte nie das Gefühl, dass ich im falschen Körper geboren wurde, fühle mich also bis heute sehr wohl als Frau, lege aber augenscheinlich Verhaltensweisen an den Tag, die gesellschaftlich mit meiner weiblichen Existenz nicht vereinbar sind. Damit stieß ich immer mal wieder im Alltag auf Widerstände, ganz besonders als „falsch“ gelabelt wurde ich aber vor allem innerhalb der spirituellen Szene. Denn gerade hier sind die Themen „Weiblichkeit“ und „Männlichkeit“ sehr präzise und engmaschig definiert.

Während Männer sich brusttrommelnd und schreiend in Männerkreisen versammeln, kommen Frauen in „Women Circles“ zusammen, liegen sich in den Armen und sind „weich“ und „passiv“.

Ich fand beides immer superstrange, denn genauso wie es in meiner Welt eine Skala gibt, in der Heterosexualität am einen und Homosexualität am anderen Ende steht, gibt es auch eine Skala mit Yin auf der einen und Yang auf der anderen Seite. Und dazwischen ist sehr viel Platz für Menschen, die im Erdzeitalter praktisch nicht existierten.

Du fühlst Dich gleichermaßen von Männern wie von Frauen angezogen? Da stimmt doch was nicht. Bist du jetzt hetero- oder homosexuell?

Du hast ein Problem damit, mit fremden Frauen zusammen zu kommen, Dich mit ihnen in den Armen zu wiegen und mit ihnen zu kuscheln? Dann stimmt was nicht mit Dir. Geh‘ mal mehr ins Yin!

Während ich als sehr heterosexueller Mensch nie ein Schubladenproblem mit meiner Sexualität hatte, stieß ich mit meinem „typisch männlichen“ Verhalten jedoch immer wieder auf Widerstände.

Du bist zu wütend.

Sei nicht so laut.

Benutz‘ nicht so viele Kraftausdrücke.

Mach‘ mehr Yin Yoga.

Du solltest mehr meditieren.

Um mal nur fünf Beispiele zu nennen.

Und dann kommt die Astrologie um die Ecke und sagt: Na klar, da ist halt viel Yang Energie. Nichts an Dir ist falsch. Und es pustet Dir einfach mal für einen Moment die Birne weg, gefolgt von einer großen Erleichterung. Ich kenne Männer, denen es genauso ging, nur andersrum: Du bist zu weich. Du bist zu ruhig. Du bist zu passiv usw. Und ein kurzer Blick ins Horoskop zeigt dann halt einfach eine starke Krebs Dominanz.

Die gute Nachricht? Dieser Bullshit ist im Luftzeitalter nicht mehr von Relevanz. Es gibt ja jetzt schon TV-Formate, in denen lesbische Frauen eine Partnerin suchen und uns nebenbei erklären, welche Gedankenmuster transphob sind. Jüngere Menschen gendern ganz selbstverständlich oder nutzen geschlechterneutrale Sprache. Riccardo Simonetti wirft ein Buch auf den Markt, in dem er Kindern erklärt, dass es voll klargeht, als „Junge“ Kleidchen zu tragen.

An vielen Ecken und Enden ist Veränderung spürbar und zeigt uns, was das Luftzeitalter diesbezüglich für uns bereithält. Nämlich weit mehr als zwei Schubladen. Vielfalt. Toleranz.

Und gleichzeitig ist natürlich spürbar, wie das Erdzeitalter sich in dieser Sache nochmal aufbäumt. Manchmal kommt es mir vor, als hätte es sich als Friedrich Merz verkleidet. Wenn man sich den Hass unter Google Ads bei Twitter anschaut, die Riccardo Simonetti zeigen, wird schnell klar: Wir befinden uns am ÜBERGANG in eine neue Zeit. Und dieser Übergang erfordert nicht nur starke Nerven für alle Beteiligten, sondern fordert auch jede*n Einzelne*n von uns auf, das eigene Schubladensystem nochmal zu überdenken.

Es wird immer wieder nötig sein, die eigenen Gedankenmuster kritisch anzuschauen und sich zu fragen, ob sie noch zeitgemäß sind. Den Geist zu dehnen. Um so nach und nach gesamtgesellschaftlich im Luftzeitalter anzukommen.

Vielleicht bedeutet das, dass wir auch „der Sonne“ sagen sollten, wenn wir „die Mondin“ schreiben. Oder wir akzeptieren einfach, dass die deutsche Sprache die Polaritäten vertauscht hat, widmen uns den wirklich wichtigen Themen und sind Verbündete für all diejenigen, die im Erdzeitalter auf die Mütze bekommen haben.

Ich für meinen Teil werde demnächst mit meiner Freundin Tara, die ebenfalls viel Yang im Radix hat, ein Auto zertrümmern. Für 50€ pro Köpfchen ein super Deal, wenn ihr mich fragt. Zumal Baseballschläger und Schutzausrüstung im Preis inbegriffen sind.

Unsere feurigen Horoskope können es auf jeden Fall kaum erwarten.