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Das Ende des Kapitalismus?

Zunächst einmal möchte ich mich von Herzen für euer überwältigendes Feedback zu meinem BRAVE NEW WORLD Artikel bedanken. Das bedeutet mir sehr viel. Aber heute müssen wir mal über das Ende des Kapitalismus reden. Wenn wir mal ehrlich sind, braucht es keine astrologische Unterteilung in Erdzeitalter und Luftzeitalter, um zu checken, dass wir gerade in […]

Das Endstadium des Kapitalismus

Zunächst einmal möchte ich mich von Herzen für euer überwältigendes Feedback zu meinem BRAVE NEW WORLD Artikel bedanken. Das bedeutet mir sehr viel. Aber heute müssen wir mal über das Ende des Kapitalismus reden.

Wenn wir mal ehrlich sind, braucht es keine astrologische Unterteilung in Erdzeitalter und Luftzeitalter, um zu checken, dass wir gerade in einem wilden Umbruch leben. Selbst Scholz nutzt den Begriff „Zeitenwende“, auch wenn er in diesem Kontext eher wie eine leere Worthülse daher kommt.

Ich habe ja in dem ein oder anderen Artikel bereits angedeutet, dass meine eigene kosmische DNA sehr luft- und feuerlastig ist. Und insgeheim hoffe ich sehr, dass das Außen in ein paar Jahren endlich mal zu meinem Innen passt. Und genau darum soll es heute gehen. Keine Sorge, das wird jetzt kein abstrakt-politischer Text, sondern viel mehr ein persönlicher.

Ich gehörte schon immer zu den Menschen, für die Geld kein Antrieb war.

Und ja, ich schreibe diesen Artikel aus einer privilegierten Perspektive heraus. Mit einem deutschen Pass und einem vollen Kühlschrank. Das ist mir vollkommen bewusst. Dennoch gehörte ich nicht zu den Menschen, die nach dem Abi überlegten, mit welchem Studiengang sie möglichst viel Geld verdienen würden oder welche Verbeamtung ihnen für den Rest des Lebens einen sicheren Job bieten würde. Ich begann eine Physio-Ausbildung, die sehr viel Geld kostete. Ich gehörte also zu den Menschen in Heilberufen, denen man ein „Helfersyndrom“ unterstellt – genauso wie Erzieher*innen, Pflegepersonal und allen anderen sozialen Berufen, die den Laden am Laufen halten, weil sie direkt am Menschen tätig sind und nicht direkt am Kapital.

Ich möchte wetten, dass der Großteil dieser „Menschen mit Helfersyndrom“ einfach nicht „money driven“ ist, sondern dass diese Menschen (genau wie mich) etwas anderes antreibt.

Ich selbst habe noch nie in meinem Leben das Bedürfnis verspürt, mein Ansehen mit irgendwelchen Statussymbolen aufzupolieren oder so viel Geld zu verdienen, dass ich auf Instagram einen Champagner Livestream aus der Badewanne machen kann, in dem ich euch erzähle, dass ich im ersten Quartal sechsstellig verdient habe.

Ich meine, come on!? Ich biete zusammen mit Matthias Sound Bath Veranstaltungen zu einem Ticketpreis von 25€ an. Ist das wirtschaftlich klug? Nein. Ist es wirtschaftlich vielleicht sogar saudumm, weil unsere Ausgaben sich inflationsbedingt erhöht haben und wir den Ticketpreis trotzdem stabil halten? Möglicherweise. Aber es fühlt sich einfach falsch an, Teil dieser Teuerungskaskade zu sein. Preise erhöhen. Mehr Marketing, weil weniger Bookings. Sich noch mehr anstrengen, um zu überleben. Noch mehr kämpfen, um die Fixkosten zu decken. Kapitalismus in a nutshell.

Diese Badewannen-Livestreams, die die Girl Bosses und die Hustle Culture abgelöst haben, fucken mich wirklich hart ab und ich halte den Status Quo für zutiefst patriarchal und toxisch af.

Versteht mich nicht falsch, ich war schon immer selbstständig. Einfach, weil ich mich nicht gut unterordnen kann und weil Autonomie irgendwie ein großes Ding für mich ist.  Aber ich hatte trotzdem nie das Bedürfnis, wirtschaftlich immer weiter zu wachsen. Mitarbeiter*innen anzustellen. Zu delegieren und andere für mich arbeiten zu lassen. Höher, schneller, weiter. Ein entspanntes Grundrauschen hat mir immer gereicht.

Und doch haben, seit ich denken kann, Menschen versucht, mich scheiße zu bezahlen oder mich zu unbezahlter Arbeit zu animieren. Das war als Physiotherapeutin so. Das war als freiberuflicher Spa Therapist so. Das war als Founder & Editor-in-Chief des größten deutschsprachigen Online Magazins für Spa & Wellness so und erst kürzlich hat ein Print Format mich ernsthaft für eine astrologische Jahresprognose 2023 angefragt und mir im Gegenzug eine Verlinkung angeboten. So, und jetzt haltet euch fest, liebe Leute, denn ich habe in 20 Jahren Selbstständigkeit Folgendes gelernt:

Wenn jemand mich für meine Arbeit scheiße bezahlen will, liegt das Problem bei dem- oder derjenigen, der bzw. die mich scheiße bezahlen will und nicht in meinem „Mangel Mindset“. Das Problem ist systemisch und nicht persönlich.

Da helfen weder Affirmationskarten für mehr Fülle, noch Instagram Coaching Pakete für 11.111€. Das Problem ist der Kapitalismus. Schaut euch die Berufssparten mit „Helfersyndrom“ doch nur mal an! Wir fahren den Laden gerade mit Anlauf gegen die Wand. Und genau hier können wir uns jetzt mal ein Stück weit raus zoomen und die Astrologie mit einbeziehen.

Wir kommen aus einem materialistischen Erdzeitalter, in dem der Kapitalismus und das Wachstum den Ton angegeben haben. Es ging um Kaufen, Anhäufen und Besitzen. Nun stehen wir aber an der Schwelle zu einer Zeit, in der diese Mechanismen nicht mehr funktionieren. Das alte System fliegt uns gerade um die Ohren. Ich maße mir an dieser Stelle nicht an, hier astrologisch zu prognostizieren, wann der Kapitalismus von einem neuen Wirtschaftssystem abgelöst werden wird, aber der Wechsel Plutos vom Steinbock in den Wassermann ab 2023 könnte maßgeblich daran beteiligt sein.

Vermutlich eine ganz gute Nachricht für alle, denen man bisher ein „Mangel Mindset“ diagnostiziert hat, weil sie im System Kapitalismus nicht so recht funktioniert haben.

Und eine eher schlechte Nachricht für sehr erdbetonte Menschen, die Freude am Besitzen, Konsumieren oder Geld anhäufen haben, für Influencer*innen, die am laufenden Band Trendyol & Co. promoten und für Insta It Girls, die feministische Anlagetipps verteilen und somit am Ende eben doch nur als Pick Me Girls des Patriarchats fungieren.

Ich bin keine Wirtschaftswissenschaftlerin und daher nicht die richtige Person, um hier wirtschaftliche Zukunftsszenarien zu skizzieren.

Aber vielleicht reicht es ja fürs erste auch einfach aus, zu verstehen, dass man selbst all‘ die Jahre nicht das Problem war, sondern das System Kapitalismus. Und sich vor Augen zu führen, dass genau dieses System gerade kollabiert.

Also warte ich auf das, was kommt und versuche, mich durch die Gegenwart zu manövrieren, ohne mir Long Covid einzufangen. In der Hoffnung, dass das Außen in meiner zweiten Lebenshälfte irgendwie besser zu meinem Innen passt.


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